Die Krise ist einschneidend

Die Handelskammer unterstützt die Antragsberatung für die Soforthilfeprogramme von Bund und Land mit einer Hotline. Was sind die häufigsten Fragen und Probleme bei der Antragstellung?

Die sind zum Teil technischer Natur, zum Beispiel wie das Download- und Upload-Verfahren funktioniert. Der andere Teil befasst sich mit der Bearbeitung. Viele Antragsteller möchten wissen, wann das Geld fließt, wenn der Antrag bereits Ende März gestellt worden ist. Seitens der Bremer Aufbaubank und der beteiligten Akteure wurde viel geleistet. Es wurden Wochenendschichten eingeschoben. Aber es gibt noch immer Fälle, in denen Antragsteller schon zu lange warten und die können wir oftmals nur vertrösten.

Wie unterstützt die Handelskammer die Unternehmen noch?

Wir bieten auf unserer Homepage ein sehr umfangreiches Informationspaket an, zum Beispiel über die Soforthilfen, die zu erfüllen Hygienestandards im Einzelhandel oder über das Kurzarbeitergeld. Die Handelskammer Bremen unterstützt die Initiative lokaler Einkaufsgemeinschaften und hat selber das Portal „Einkaufen in Bremen“ initiiert, um die Kunden vom Onlinehandel zum stationäten Einzelhandel zu bewegen. Wir haben uns auch dafür eingesetzt, dass Einzelhändler unterstützt werden, die in Werbegemeinschaften organisiert sind. Zudem unterstützen wir bestimmte Solidaritätsaufrufe, wie die Initiative #fairzichten.

Was muss noch auf Bundesebene passieren?

Auf Bundesebene setzt sich die Handelskammer weiterhin für steuerliche Erleichterungen ein. Das ist jetzt gerade besonders wichtig. Und wir wollen auch eine transparente und möglichst sinnhafte Exit-Strategie. Sie muss Perspektiven aufweisen, ganz besonders für Hotels und die Gastronomie, die von den jüngsten Lockerungen noch nicht betroffen sind. Es geht darum, unsere Unternehmen und deren Beschäftigte möglichst gut durch die Krise zu bringen.

Wie schätzen Sie die Entwicklung des Bremer Nordens nach der Coronakrise ein?

Die Krise darf nicht davon ablenken, dass für Bremen-Nord noch Hausaufgaben zu machen sind. Da geht es um standortpolitische Herausforderungen für den Norden. Davor darf man jetzt nicht die Augen verschließen. Die Coronakrise hat einige Situationen auch verschärft. Nehmen wir den Fall der Strandlust, die einen Insolvenzantrag gestellt hat. Die Strandlust ist der nicht wegzudenkende Schlüsselbaustein für die Maritime Meile und ein wesentlicher Identifikationsort des gesamten Mittelzentrums Vegesack. Mehr denn je ist es wichtig, die Maßnahmen aus dem Integrierten Struktur- und Entwicklungskonzept für den Bremer Norden umzusetzen. Dazu zählen unter anderem die Instandsetzung der Lesumbrücke, das neue Stadtquartier am Vegesacker Hafen, der BWK-Berufsschulcampus sowie ein ambitionierteres Standortmarketing.

Die Maßnahmen des Struktur- und Entwicklungskonzepts sind durch die Coronakrise ja ein Stück weit in den Hintergrund geraten.

Ja, das ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Das war aber auch schon vor Corona unsere Wahrnehmung. Der Wirtschafts- und Strukturrat und die Handelskammer haben die Sorge, dass Bremen-Nord nicht mehr ganz oben auf der Agenda des Senats steht. Wir wünschen uns, dass sich der Bürgermeister und der Bremen-Nord-Beauftragte engagierter für die Umsetzung des Konzepts einsetzen.

Quelle: Interview mit Olaf Orb, erschienen am 26. April im Weser Report Ausgabe Bremen-Nord