Standortfrage ungeklärt – Polizei braucht Lösungen für Reviere
Bremen-Nord. Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Wirtschafts- und Strukturrat Bremen-Nord (WIR) alljährlich eine Fahrradtour, die durch die Nordbremer Stadtteile führt. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer bietet der WIR damit Besichtigungsmöglichkeiten und Informationsangebote, die es sonst in dieser Kombination nicht gibt. Die diesjährige Tour führte durch Burglesum. Unter anderem besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Lesumer Polizeirevier.
Polizeiarbeit in Lesum
Christoph Jendrek, Vorstandsmitglied im WIR und Organisator der Radtour, freute sich über die Bereitschaft der Polizei, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Polizeirevier Lesum zu empfangen. In zwei Gruppen wurden sie durch das historische Gebäude an der Hindenburgstraße geführt. Jan Müller, Abteilungsleiter Nord-West der Bremer Polizei, Kontaktpolizistin Claudia Winkler, Verkehrssachbearbeiter Kristian Kosmal und Tim Richter, stellvertretender Referatsleiter für den Kontakt- und Verkehrsdienst, zeigten den Besuchern das Haus, das im Jahr 1854 als „Amts- und Gerichtshaus zu Lesum“ eingeweiht wurde und seit 1940 als Polizeirevier genutzt wird. Die Gäste besichtigten den Wachraum, Aufenthalts- und Umkleideräume, Büros, Geschäftszimmer und den Zellentrakt.
Ausblick auf Umzüge
Jan Müller gab einen Ausblick auf das Jahr 2025, in dem für die Polizeikommissariate Nord und West große Veränderungen anstehen. Zunächst wird das Kommissariat West in einen Neubau am Gröpelinger Straßenbahndepot umziehen. Anschließend folgt der Umzug des Kommissariats Nord in den Neubau im Speicherquartier am Vegesacker Hafen. „Wahrscheinlich können wir im dritten Quartal dort einziehen“, so Müller. Diese Entwicklung zieht bekanntermaßen Fragen nach den Standorten der Polizei in Lesum und Blumenthal nach sich, denn wegen der Aufgabenverlagerung nach Vegesack benötigen die Reviere künftig weniger Platz.
Neuer Standort für das Ortsamt
Nach Auffassung von Ortsamtsleiter Florian Boehlke, der ebenfalls an der WIR-Radtour teilnahm, sollte das jetzige Polizeirevier auch dann noch von der öffentlichen Verwaltung genutzt werden, wenn der Großteil der Polizeibeamten Ende 2025 in das neue Gebäude am Vegesacker Hafen umgezogen ist. Die Kontaktpolizisten, der Verkehrssachbearbeiter und der Revierleiter sollen in Lesum bleiben und könnten das Gebäude weiterhin nutzen, so der Ortsamtsleiter. Boehlke kann sich zudem vorstellen, dass das Ortsamt, das seinen Sitz aktuell schräg gegenüber in einem Neubau hat, mit einzieht. Aktuell werde außerdem nach weiteren möglichen Nutzern gesucht, so der Ortsamtsleiter.
Standortfrage ist ungeklärt
Das Problem: Das Gebäude, das vom Landesamt für Denkmalpflege bereits vor einiger Zeit als denkmalwert anerkannt wurde, ist stark sanierungsbedürftig und nicht barrierefrei. Eine Sanierung wäre mit erheblichen Kosten verbunden. Boehlkes Idee ist, dass die Ressorts, die das Gebäude später zusammen nutzen, die Sanierung gemeinsam finanzieren. Es ist aber völlig offen, ob dieser Vorschlag umgesetzt wird. Für die Polizei müsste zudem eine neue Sicherungsstruktur, unter anderem für Waffen, geschaffen werden, da die kleinere Dienststelle nicht mehr 24 Stunden besetzt sein wird. In Blumenthal steht die Polizei vor einem ähnlichen Problem. Dort hat das verkleinerte Revier zwar die Aussicht, ins frühere Rathaus einziehen zu können. „Der Standort Rathaus ist allerdings eine Perspektive in sechs bis acht Jahren. Es stellt sich die Frage: Was machen wir in der Zwischenzeit?“, fragte Jan Müller. Das gelte auch für das Lesumer Revier. Er betonte: „Wir können alles überbrücken und organisieren, aber wir müssen wissen, wo die Reise hingeht, und brauchen bald eine Lösung.“ Aufgeben wolle die Polizei die Präsenz und die Ansprechbarkeit in den Stadtteilen nicht. „Sie liegt uns sehr am Herzen.“
Wertstofftrennung bei Nehlsen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten ihre Radtour südlich des Stadtteils im Industriegebiet Häfen gestartet. Dort besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Bremer Recycling Kontor der Karl Nehlsen GmbH. Das Unternehmen hatte Christoph Jendrek auch deshalb als Startpunkt ausgewählt, weil es 2015 den WIR- Unternehmenspreis gewonnen hatte. Die Gäste besichtigten die Papierpresse und informierten sich über die Wertstofftrennung und die Sortieranlage. „Es war sehr interessant, einen Einblick in die Entsorgung zu bekommen“, sagte Jendrek.
Metallverarbeitung am Lesumdeich
Nächste Station war die am Lesumdeich in Burg-Grambke ansässige Firma Metallverarbeitung Scheffler. „Es ist uns wichtig, auch kleine und mittelgroße Betriebe in den Fokus zu rücken“, betonte Jendrek. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Artikeln aus Edelstahl – von der Stadtmöblierung für den öffentlichen Raum bis zu Feuerstellen und Grillzubehör für private Gärten. Das Sortiment umfasst zudem Bootsbeschläge, Geländer, Handläufe, Gartenmöbel, Briefkästen und viele weitere Produkte aus Stahl sowie Leistungen im Maschinen- und Anlagenbau. Zum Team gehören elf Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende, erfuhren die Gäste. „Die Tour war unter anderem durch das Engagement der Unternehmen, die uns empfangen und informiert haben, sehr gelungen“, zog Jendrek ein positives Fazit.
Text: Julia Assmann