Verkehrspolitik für den Bremer Norden

Spannende Diskussion beim Dialogforum

Erneut hat der WIR gemeinsam mit der Handelskammer Bremen eine umfassende Diskussion zu einem standortrelevanten Thema initiiert. Beim Dialogforum „Verkehrspolitik für den Bremer Norden“ am 21. November zeigte sich, wie stark auch hiesige Unternehmer von der problembehafteten Verkehrslage betroffen sind. Der störungsanfällige Schienenverkehr der Regio-S-Bahn und die Engpasssituation auf der A 27-Lesumbrücke kosten sie Zeit und Geld, machten die Teilnehmenden deutlich. Teilweise bezeichneten sie die derzeitige Situation sogar als unternehmensgefährdend.

So berichtete etwa Achim Boot, Geschäftsführer der Werbeagentur Designland: „Im Schnitt verlieren wir bei jeder Fahrt über die Brücke 15 Minuten Zeit. Dadurch entstehen uns über das Jahr gesehen zusätzliche Kosten von mehreren tausend Euro.“ Durch die Verkehrsbehinderungen sei das Unternehmen weniger flexibel. Und es sei im Wettbewerb mit Firmen in der Innenstadt im Nachteil, die niedrigere Preise kalkulieren können.
Weil die Fahrten zwischen Müllverbrennungsanlage und Bremen-Nord im Schnitt eine halbe Stunde mehr dauern, müssen auch die Nehlsen AG und ihre Kunden zukünftig mit höheren Kosten leben. Das machte Geschäftsführer Frank Kuhna klar.
Strandlust-Chef Philipp Thiekötter hat wegen der Staus auf der Lesumbrücke weniger Gäste zu verzeichnen. Für Stadtbremer sei es unattraktiver geworden, nach Bremen-Nord zu kommen. Und auch für Übernachtungsgäste, die am nächsten Tag pünktlich den Flieger bekommen müssten, sei Vegesack keine Option mehr. Sogar Absagen zu einer großen Weihnachtsfeier habe Thiekötter erhalten – weil die Gäste im Vorjahr zu lange Anfahrtszeiten in Kaufe nehmen mussten.
Zudem, hat der Strandlust-Chef festgestellt, werde das Hotel auch als Arbeitgeber unattraktiv, wenn die Pendler mit stundenlanger Fahrerei rechnen müssen.
Für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sei eine gute Verkehrsanbindung unerlässlich, machte in diesem Zusammenhang Janina Marahrens-Hashagen, Präses der Handelskammer, deutlich. Die Handelskammer fordert daher die schnelle Realisierung des Wesertunnels sowie die Schaffung eines zusätzlichen Gleises auf der Regio-S-Bahn-Strecke.
Die grüne Verkehrssenatorin Maike Schaefer musste diese Kritik auf dem Podium einstecken. Auch ihr dauere die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen zu lange, entgegnete sie. „Wir machen Druck beim Bund“, sagte sie dazu. Zusätzlich wolle das Ressort nun die Nordwestbahn wegen der Zugausfälle und Verspätungen auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Farge abmahnen. Weil dazu in der Verwaltung jedoch ein mehrstufiges Verfahren notwendig sei, ginge das jedoch nicht so schnell wie gewünscht.
Bis Ende 2020 soll die Brücke komplett saniert und bis zur Fertigstellung des Neubaus in 2028 genutzt werden. Mit Blick auf die auch in den kommenden Monaten zu erwartenden Probleme, fordern WIR und Handelskammer eine zügige Umsetzung der Sanierungsarbeiten an der Brücke und darüber hinaus die Ausnutzung aller Möglichkeiten, um die gesamte Verkehrsinfrastruktur für den Stadtbezirk anforderungsgerecht zu gestalten.